So wie heute beginne ich eigentlich selten einen Beitrag. Doch ich kann euch sagen, ich bin sehr stolz darauf, dass ich die Möglichkeit bekam, Fritz Kalkbrenners Debütalbum „Here Today Gone Tomorrow“ vor dem offiziellen Erscheinungstermin zu hören und auch vorzustellen. „Here Today Gone Tomorrow“ befinde ich für mega bis genial. Weiteres nun der Reihe nach.
Fritz Kalkbrenner dürfte aktuell wohl jedem ein Begriff sein, spätestens seit dem mit seinem Bruder Paul produzierten Erfolgshit „Sky & Sand“ aus dem Film „Berlin Calling“ oder der „Wingman EP“. Fritz Kalkbrenner hat nicht nur eine einzigartige Stimme, sondern auch ein ausgesprochen gutes Gefühl für seine Tracks. Diese beiden Faktoren machen „Here Today Gone Tomorrow“ zu einem gefühlvollen und besonderen Album, in dem er ganz klar die Verbindungslinien zwischen Techno und Soul aufzeigt.
Tobias Thomas, der eines der Aushängeschilder des Kölner Labels Kompakt ist, schrieb im Juli diesen Jahres sehr treffende Worte zu Fritz Kalkbrenner und dessen Debütalbum, die ich nicht besser hätte formulieren können:
Natürlich müssen wir nun an dieser Stelle sofort und ohne weitere wertvolle Zeit zu verlieren über diese, seine Stimme sprechen, mit der Fritz Kalkbrenner bereits Tracks von u.a. Alexander Kowalski und Sascha Funke ja, was? Mit Seele gefüllt hat? Menschen, die Fritz gerade kennengelernt haben, wollen oft nicht glauben, dass wirklich ER das ist, der da singt. Noch weniger glauben möchte man die Tatsache, dass einer so singen kann und damit trotzdem nicht massiv nervt, nicht angibt, nicht die Charts vollträllert oder sofort eine Maxi mit David Guetta aufnimmt. Dass einer, der so singt, keine karierten Neosoul-Kappen trägt oder in einer dieser grauenhaften und deshalb natürlich supererfolgreichen Accapella-Bands mitjodelt. Nee, der Typ macht einfach Techno und singt dazu wie ein Gott.
Fritz ist deshalb auch nicht der Jan Delay oder gar der Xavier Naidoo des Berliner Techno; stattdessen weiß er ganz genau, wo er herkommt und wo und mit wem und warum er sich die letzten 15 Jahre die Nächte in sehr dunklen und sehr lauten Clubs um die Ohren geschlagen hat.
„Here Today Gone Tomorrow“ ist dabei ein wundervoll sanftes und kluges Techno-Album geworden, das sich gar nicht erst zwischen den zwei Seiten einer Medaille entscheiden muss. Wie jeder gute Grenzgänger weiß Fritz Kalkbrenner zu vermitteln zwischen den verschiedenen musikalischen Polen, die es immer wieder miteinander zu versöhnen gilt. So funktionieren die instrumentalen Stücke gleich den gesungenen wie kleine, strukturierte Erzählungen, die Gesangstücke dagegen unterlassen es tunlichst, vor lauter Wehmut und Melancholie die Tanzfläche in einem Meer von Tränen versinken zu lassen. Mit den beiden spektakulären Hits „Facing The Sun“ und „Sideways & Avenues“, dem düsteren „Was Right Been Wrong“ und dem countryesken „Right In The Dark“ schüttelt Fritz hier mal eben genügend Popmusik aus dem Ärmel, um es sich ansonsten im Club gemütlich machen zu können, immer fein ausbalanciert zwischen einem so rockenden wie swingenden Techno, der ganz offensichtlich in der Familie liegt und den schwelgerischen und verträumten Momenten, die ein wenig an Sascha Funke oder Superpitcher erinnern.
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Trackliste
01 INTRO
02 KINGS IN EXILE
03 RIGHT IN THE DARK
04 AMY WAS A PLAYER
05 COLLAGE
06 WAS RIGHT BEEN WRONG
07 GROVE
08 FACING THE SUN
09 SIMPLE SAMPLE ACTION
10 ARMS OF MINE
11 WICHITA LINEMAN
12 SIDEWAYS & AVENUES
13 OUT OF THE BOX OFFICE
14 OUTRO
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