Hanne & Lore im Interview: „Trotzdem haben wir immer noch echtes Vinyl mit dabei…“

Hanne & Lore

Steffen und Stefan, besser bekannt als Hanne & Lore (Facebook, Twitter), waren im Januar in Chemnitz zu Gast und spielten ein wirklich fantastisches Set. Außerdem konnte ich an jenem Abend die beiden sympathischen Herforder persönlich kennenlernen und mit ihnen die ein oder andere Meinung austauschen. Und so kam auch die Idee mit dem Interview.

Mit ihrem unkonventionellen und grenzübergreifenden Sound stürmen Hanne & Lore in ganz Deutschland die Clubs und lieferten mit Veröffentlichungen auf den Labels Monaberry und Style Rockets im Jahre 2011 richtungsweisende Akustikgranaten ab. Längst ist der Name Hanne & Lore kein unbekannter mehr und der Terminkalender für 2012 ist gut gefüllt. Hanne & Lore standen uns Rede und Antwort: Dabei geht es um allgemeine Dinge wie zum Beispiel die Entstehung ihres Künstlernamens, über ihr DJ-Leben oder ihre Musik.

Hanne & Lore

Hallo Steffen, hallo Stefan. Wann und wie habt ihr beiden euch kennen gelernt?

Hanne & Lore: Ende des letzten Jahrtausends haben wir uns in der Herforder Disco „Kick“ kennengelernt, wo wir beide viele Jahre aufgelegt haben. Da hat sich das so ergeben, die genauen Umstände sind in Vergessenheit geraten…

Auch wenn wahrscheinlich viele schon diese Frage gestellt haben, möchten wir sie noch einmal stellen. Wie seid ihr auf den Namen Hanne & Lore gekommen und hat er eine besondere Bedeutung?

Hanne & Lore: „Lore“ heißt als DJ schon die letzten 15 Jahre „Lore“. Als wir uns 2007 entschlossen haben, ein gemeinsames Projekt ins Leben zu rufen, waren einige Namen im Gespräch! Im Endeffekt haben diverse Sachen zu „Hanne & Lore“ geführt ;)

Wir sind ja mit dem Namen nicht immer und überall angenehm aufgefallen! Als wir das erste Mal auf einer Kiddaz Party im Berliner Tresor aufgelegt und dort Holgi Star kennengelernt haben, hat der uns gleich ausgelacht mit so nem bescheuerten Namen!

Nachdem ihr beide aus verschiedenen musikalischen Richtungen gekommen seid – der eine machte Ballermusik und der andere eher deepere Klänge – hattet ihr zunächst ein paar soundtechnische Anlaufschwierigkeiten. Doch ihr habt in der Findungsphase schließlich euren eigenen Sound gefunden. Bitte beschreibt ihn kurz und vielleicht könnt ihr uns kurz erzählen, wie er entstanden ist.

Hanne & Lore: Letztendlich war es so, dass wir nach den ersten 3-4 Tracks, die wir produziert haben feststellen mussten, dass diese soundtechnisch nie in unsere DJ Sets passten, da die Stilrichtung in keinster Weise harmonierte….sprich, wir haben Sound produziert, den wir selber gar nicht auflegen wollten … Dies führte dazu, dass sich in einer folgenden Studio Session mal komplett hemmungslos gehengelassen wurde & am Ende des Tages etwas dabei rauskam, das wir dann beide toll fanden & sogar in unsere DJ Sets integrieren konnten. Leider ist es jedoch so, dass uns die Jugendsünden nicht loslassen und auch die ganz alten Tracks immer wieder neu veröffentlicht werden…

Seit eurem ersten Release „An Der Waterkant“ auf Super Flus Label Monaberry im Jahr 2009 ging es für euch steil bergauf. Im Jahr 2011 habt ihr einige eigene Releases hervorgebracht und wart auch für viele andere Künstler wie zum Beispiel AKA AKA, Andhim oder Lexy & K-Paul als Remixer tätig. Woher nehmt ihr die Inspiration und Kreativität für neue Tracks und Remixe?

Hanne & Lore: Kreativität kommt von selbst bzw. ist manchmal plötzlich unerwartet da … dafür hat man heutzutage so praktische Apps wie den „Rekorder“ auf dem Iphone – da kann man mal ganz schnell etwas einsummen & festhalten und es dann später im Studio umsetzen… Aber meistens ist es eh so, dass man immer mehrere Ideen zu einem Song im Kopf hat und beim Umsetzen dann in einen Flow gerät, der weitere Ideen mit sich bringt…

Hanne & Lore

Eure Tracks haben verrückte Namen wie „An Der Waterkant“, „Und Die Schufa-Klausel“, „Schnabelklopper“, „Agro Yoga“ oder „Chateau De Krawall“. Wie kommt ihr auf solche Titelnamen und haben diese eine spezielle Bedeutung?

Steffen: Ich hatte schon immer eine eigene Sprache & habe als kleiner Junge schon immer verrückte & sinnentleerte Wörter erfunden….umso mehr freu ich mich, dass ich nun die Möglichkeit habe diese auf eine stetig wachsende Zielgruppe loszulassen, welche sich dann Gedanken um deren Sinn macht….

Stefan: Ich muß das dann meistens einfach so hinnehmen ;)

Stimmt es, dass ihr euch nach jedem Release und Remix ein Tatoo stechen lasst? Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Hanne & Lore: Nein, natürlich nicht! Lore tut das stechen mittlerweile viel mehr weh, als in früheren Tagen, deswegen ist er im Tattoo-Studio auch meist nur noch zum Kaffee trinken anzutreffen. Und Hanne hat einfach noch einiges an Tinte nachzuholen ;)

Im Interview bei Raveline TV im letzten Jahr war die Rede von einem Album. Gibt es dazu schon Neuigkeiten?

Hanne & Lore: Das Album kommt wohl erst in 2013! Dieses Jahr konzentrieren wir uns drauf, unser eigenes Label an den Start zu bekommen. Damit haben wir erstmal genug zu tun… Zusätzlich gibt es Remixe und vor allem eigene Singles, da bleibt uns gar keine Zeit für ein Album!

Ihr seid mittlerweile so gut wie jedes Wochenende unterwegs, auch international sehr gefragt und zählt zu den Durchstartern im Jahr 2011. Längst hat eure Musik einen Platz in den Plattencases internationaler DJ-Größen wie Dubfire oder Monika Kruse gefunden. Ist es das Leben, was ihr euch schon immer gewünscht habt oder fehlt noch etwas? Reisen, Auflegen, Produzieren. Wie stressig ist es, diese Sachen unter einen Hut zu bringen und bleibt dann auch noch genug Zeit für euer Privatleben? Wie kann man sich bei euch den Wochenablauf vorstellen?

Hanne & Lore: Genauso haben wir uns das immer vorgestellt! Das alles war und ist ja auch ein langer Weg, wir machen das ja schon etliche Jahre. Die meiste Zeit davon waren wir ja Residents und haben den Anfang oder das Ende einer Clubnacht für irgendeinen bekannten DJ gespielt. Wir kennen das ganze halt auch von der Seite! Umso mehr freuen wir uns, das jetzt jetzt auch mal andersrum zu erleben.

Da gibt es so viele Dinge, die immer wieder kommen und trotzdem neu sind: die Anreise, Hotels, Promoter, Party… irgendwie passieren immer wieder neue Wahnsinnsgeschichten ;)

Dabei sind wir aktuell meist von Mittwoch bis Freitag im Studio, von Freitag bis Sonntag unterwegs, Sonntags fährt der Steffen dann nach Hause und Stefan zu seiner Freundin ins Saarland und Mittwochs geht`s im Studio weiter! Wir sind zwar unterwegs, wenn die anderen Menschen frei haben, aber generell kann es wohl kein besseres Leben geben. Auf jedenfall nicht für uns…

Wie zieht ihr euch aus dem Alltag zurück und womit könnt ihr am besten abschalten?

Steffen: Spocccchhht, Sauna, Basteln, lecker essen gehen …

Stefan: Fußball schauen, auch wenn das derzeit mit Arminia in der 3. Liga eher zum Weinen ist! Dann natürlich ne gepflegte Partie Poker oder Videogames mit den Jungs… Im letzten Jahr habe ich außerdem das Fotografieren von Streetart für mich entdeckt und so versuche ich, in jeder Stadt ein Souvenir festzuhalten. Hin und wieder poste ich auch mal ein Bild bei Twitter, aber meistens ist die Straßenkunst nur bei Instagram (stefanhanneundlore) zu sehen.

Hanne & Lore

Welche eurer eigenen Platten bzw. Remixe gehören zu euren All-time Favorites?

Steffen: am-Trimm-Dich-Pfad, Nat Self – Madam Bazooka (H&L Remix)

Stefan: an der Waterkant, Übergangsregierung – Alles (H&L Remix), Andhim – Like a Wirsing (H&L Remix)

Das ganze Jahr über bespielt ihr die verschiedensten Events und Locations. Was mögt ihr mehr: Open Air (Festival) oder Club?

Hanne & Lore: Ach, das kann man ja so direkt nicht sagen, wir spielen beides gern! Aber bei tollem Wetter und einer feierwütigen Meute, unter freiem Himmel zu rocken, ist natürlich immer wieder was ganz besonderes!

Ihr spielt mit Vinyl, CDs und auch Traktor bei euren Auftritten. In welcher Technik seht ihr die Zukunft des Auflegens?

Hanne & Lore: Die Zukunft wird zwangsläufig dem digitalen Auflegen gehören, die Entwicklung in diese Richtung ist nicht aufzuhalten und wir nutzen sie ja auch selber. Trotzdem haben wir immer noch echtes Vinyl mit dabei und supporten generell die Riege der Plattenaufleger. Alle unsere eigenen Veröffentlichungen gibt es auch immer auf Platte zu kaufen – unser neuster Song „Rote Liebe“ ist soeben in einer 400er Auflage nur auf Vinyl erschienen, ohne dass es den Song später bei Itunes oder Beatport zu kaufen geben wird.

Hanne & Lore

Auf Facebook habt ihr beispielsweise eine eigene Fanseite und es gibt die neuesten Informationen über euch. Wie wichtig ist euch die Kommunikation mit euren Fans und welchen Stellenwert haben für euch soziale Netzwerke wie Twitter, Facebook, Soundcloud oder auch Youtube im Musiker-Alltag?

Hanne & Lore: Das ist super wichtig geworden und macht einen großen Teil aus. Das DJ- oder Produzentenleben spiegelt sich nach außen in diesen drei Säulen wieder: Songs/Remixe produzieren, Gigs spielen, Social Network updaten. Neben Facebook ist Twitter ein wichtiger Bereich! Dort ist auch von allen Networks am meisten von uns zu lesen. Dazu hat sich Soundcloud super entwickelt und ist unverzichtbar geworden, um neue Veröffentlichungen oder DJ-Sets zu promoten.

Wir bedanken uns für das ausführliche Interview und kommen zur letzten Frage. Was können wir von Hanne & Lore in Zukunft erwarten (neue Releases, Projekte, Live-Act etc.)?

Hanne & Lore: Aktuell ist unsere neue Scheibe „Rote Liebe“ auf Shaker Plates veröffentlicht worden, nur auf Platte. Dazu ist im März ein Remix für die Kollegen von Piemont erschienen. Im Juni folgt ein Hanne & Lore Release auf MBF My Best Friend, bevor wir nach der Sommerpause mit unserem eigenen Label loslegen!

Über Philipp

Philipp, der wohl größte Pan-Pot Fan auf Erden, ist das Herz und die Seele von replay – um nicht zu sagen: Philipp ist replay, wenn er nicht gerade als Webdesigner arbeitet. In vielen Beiträgen und musikalischen Schmankerln lässt Philipp euch an seiner Liebe zur Musik und nicht zuletzt an seiner musikalischen Entwicklung teilhaben. Im Moment öffnet er immer wieder gern die Schubladen Deep House, Tech House und Techno. Und dies macht er in jeder freien Minute, die sich finden lässt - mit jeder Menge Einsatz und Engagement, mit unglaublich viel Liebe zum Detail und einer LKW-Ladung Herzblut. Um euch weiterhin qualitativ hochwertige Einblicke in die Welt der elektronischen Tanzmusik zu liefern, ist Philipp für euch immer wieder ganz vorn dabei.

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